Jobrotation – Warum Sie das Prinzip unbedingt in Ihrem Unternehmen einführen sollten

Team Content Creation, 02.12.2024

Raus aus der Tretmühle, rein in den Tanz des motivierenden Arbeitsalltags – so liesse sich das Prinzip der Jobrotation kurz und knapp zusammenfassen. Denn Glücksforscher fanden schon vor einigen Jahren heraus, was einer der Schlüssel zum Glück ist: Abwechslung. Und wie heisst es so schön: glückliche Mitarbeitende = glückliche Kunden! Wer also ein erfolgreiches Unternehmen sein Eigen nennen möchte, sollte in das Glück der Beschäftigten investieren – und dafür braucht es nicht viel. Wie das mit der Jobrotation gelingen kann und welche Vorteile sie Ihrem Unternehmen bringt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wir zeigen Ihnen

  • was Jobrotation ist und welche Arten es gibt
  • wie Jobrotation funktioniert
  • welche Vorteile sie hat
  • auf welche Nachteile Sie sich einstellen müssen
  • wie Sie damit starten

Jobrotation – Was ist das überhaupt?

Definition
Bei der Jobrotation, oft auch job rotation, handelt es sich vereinfacht gesagt um eine Methode der Arbeitsorganisation, bei der Mitarbeitende Aufgaben oder Funktionen innerhalb ihres Unternehmens wechseln und so durch bestimmte Arbeiten, teilweise sogar Abteilungen, rotieren. Beschrieben wurde sie erstmals im Jahr 1951 von Eric Lansdown Trist und Ken Bamforth.

Welche Arten von Jobrotation gibt es?

Neben der hier gemeinten Jobrotation zur Personalentwicklung, auf die wir im Folgenden näher eingehen werden, gibt es auch andere Formen der Jobrotation:

Jobrotation als Möglichkeit, Kriminalität zu verhindern:
Einige Positionen bergen die Gefahr, sie bei dauerhafter Besetzung für unlautere Zwecke zu missbrauchen. Ein häufiger Wechsel, z. B. im Einkauf oder bei der Quittierung von Wareneingängen vermindert das Risiko von Korruption.

Jobrotation als Möglichkeit für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt:
Diese aus Dänemark stammende Form der Jobrotation hilft (Langzeit)arbeitslosen, wieder ins Berufsleben zu finden. Dabei werden Angestellte, die einem Unternehmen gerade nicht wegen einer externen Weiterbildung zur Verfügung stehen, durch Arbeitslose ersetzt, bis sie die Qualifizierungsmassnahme beendet haben. Das bietet den Vorteil, dass das Wissen im Unternehmen einerseits wächst, es aber andererseits jemanden gibt, der die frei werdende Stelle direkt übernehmen kann.

Jobrotation – Wie funktioniert es?

Job enlargement vs. job enrichment

Bevor wir mit der Funktionsweise beginnen, möchten wir näher auf die zwei bedeutendsten Formen der Jobrotation eingehen: das job enlargement (dt. Arbeitserweiterung) und das job enrichment (Arbeitsbereicherung).

Job enlargement
Wenn die Rotation im selben Arbeitsniveau stattfindet, spricht man von job enlargement, also einer horizontalen Umstrukturierung. So kann beispielsweise eine Balance in Abteilungen, deren Auftragslage schwankt, erreicht werden. Mitarbeitende fühlen sich dadurch fairer behandelt als in Unternehmen ohne job enlargement.

Job enrichment
Beim job enrichment hingegen werden Aufgabenbereiche vertikal umstrukturiert. Führungskräfteanwärter- und anwärterinnen können so zum Beispiel in ihre neue Aufgabe hineinschnuppern, ohne direkt auf sich selbst angewiesen zu sein. Umgekehrt können Manager in niedrigere Positionen wechseln, um einen umfangreichen Blick für die Strukturen ihres Unternehmens zu erhalten.

Wie funktioniert die Jobrotation?

Zunächst einmal muss abgeklärt werden, ob ein regelmässiger oder ein sporadischer Wechsel angedacht ist und wie lange dieser dauern soll. Zwischen einem Tag und mehreren Wochen ist alles möglich. Bei grösseren, internationalen Unternehmen ist auch ein Wechsel über Landesgrenzen denkbar, um nicht nur die Arbeit in anderen Bereichen, sondern gleich in einem internationalen Kontext kennenzulernen.

Diese Methoden können Sie testen

Trainee-Programme: Studierenden, die vor allem mit theoretischem Fachwissen glänzen, fehlt es oft an Praxiserfahrung, wenn sie mit ihrer Ausbildung fertig sind. Trainee-Programme helfen ihnen dabei, mit unterschiedlichsten Abteilungen eines Unternehmens Bekanntschaft zu machen.

Projektarbeit: Projekte, bei denen Teams individuell zusammengestellt werden, können auch als Jobrotation betrachtet werden. Nicht immer gleichen Projekttätigkeiten nämlich den eigentlichen Routineaufgaben der Mitarbeitenden. So ist ein Eintauchen in neue Arbeitsabläufe fast unvermeidbar.

Job shadowing: Ähnlich einer Hospitation folgen neue Angestellte ihren erfahrenen Kollegen und Kolleginnen auf Schritt und Tritt, um einen Einblick in die Arbeit zu erhalten.

Swapping: Jobrotation im klassischen Sinne. Beschäftigte tauschen ihre Aufgaben und tauchen so immer wieder in neue Aufgabenfelder ein

Welche Vorteile bietet die Jobrotation?

Vorteile für Unternehmen

Sie verringert die Mitarbeiterfluktuation
2019 zeigte eine Studie von Robert Half, dass ein Drittel der damals befragten Schweizer Unternehmen sich um die Mitarbeiterfluktuation sorgte. Und das wohlgemerkt vor Corona und der damit einhergehenden <<Great Resignation>>, also der Kündigungswelle, die zahlreiche Unternehmen seither nach Luft schnappen lässt. Einer der häufigsten Gründe war die fehlende Möglichkeit, die eigene Karriere weiterzuentwickeln. Bieten Unternehmen ihren Mitarbeitenden allerdings die Chance, in andere Berufsfelder hineinzuschnuppern, können Beschäftigte ihre Karriere ganz anders planen statt auf einer starren Position zu verharren.

Sie flexibilisiert die Fertigkeiten Ihrer Beschäftigten
Die Unersetzbarkeit der Mitarbeitenden ist kein wünschenswertes Ziel, zumindest nicht für erfolgreiche Unternehmen. Denn fällt ein unersetzbarer Mitarbeiter oder eine unersetzbare Mitarbeiterin kurz- oder langfristig aus, kostet das dem Unternehmen viel Geld. Leichter geht es, wenn alle Teammitglieder bereits Kenntnis von der Arbeit der anderen haben. So können auch spontane Ausfälle schnell kompensiert werden.

Sie hilft dabei, kompetente Führungskräfte zu finden und aufzubauen
Häufig ist es so, dass kompetente Fachkräfte in die Rolle der Führungskraft rutschen – und abrupt ins Straucheln kommen. Plötzlich sind sie Tätigkeiten ausgesetzt, die man nicht einfach im Studium lernen kann: der Mitarbeiterführung. Um Frust zu vermeiden, sowohl aufseiten der neuen Führungskraft als auch aufseiten des Teams, empfiehlt es sich, bereits vor dem offiziellen Wechsel mit der Jobrotation zu starten.

Sie verbessert die Unternehmenskultur
Wer sich die Schuhe der anderen anzieht, wird verständnisvoller. Statt Groll gegen andere, wenn es mal nicht läuft, wächst Mitgefühl und Verständnis. Ausserdem lernen die Mitarbeitenden einen grösseren Teil der Belegschaft kennen und fühlen sich so dem Unternehmen verbunden.

Vorteile für Angestellte

Sie hilft dabei, die eigenen Fertigkeiten (weiter) zu entwickeln
Natürlich ist es auch möglich, nach der Ausbildung oder dem Studium in ein und derselben Position zu verharren. Wer sich auf das Abenteuer Jobrotation einlässt, den erwarten zahlreiche Vorteile: Upskilling wird möglich, ohne dafür Zeit für (externe) Weiterbildungen in Kauf zu nehmen. Dadurch werden die Beschäftigten selbstbewusster und erhalten einen besseren Einblick in das gesamte Unternehmen.

Sie hilft Angestellten, ihre wahren Stärken zu finden
Mal ehrlich: Wer von Ihnen hatte zu Beginn seiner Ausbildung bzw. seines Studiums eine Ahnung, was ihn oder sie WIRKLICH erwarten würde? Vermutlich die wenigsten. Und so kann es passieren, dass Menschen viel in ihre akademische Laufbahn investieren und sich plötzlich in einer Position finden, die sie nicht so glücklich macht, wie sie es vielleicht erhofft hatten. Statt einer Kündigung (und dem damit einhergehenden Aufwand einer neuen Bewerbung, eines Vorstellungsgesprächs usw.) ermöglicht die Jobrotation es den Mitarbeitenden, ihre wahren Stärken vielleicht in einer anderen Position in Ihrem Unternehmen zu finden. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sozusagen.

Sie hilft Angestellten, motiviert zu bleiben
Wie eingangs beschrieben, verlangt der Mensch nach Abwechslung, um wirklich glücklich zu sein. Die Jobrotation ist eine einfache Möglichkeit, Mitarbeitenden Abwechslung nicht nur VON der Arbeit – in Form von Wochenenden und Urlauben – sondern auch IN der Arbeit zu bieten und ihr Engagement dadurch langfristig hochzuhalten.

Gibt es auch Nachteile?


Zeitfaktor
Vor allem zu Beginn kostet die Jobrotation viel Zeit. Denn wer erst eingearbeitet werden muss, kann seiner Aufgabe nicht 100 % nachgehen. Je regelmässiger die Jobrotation stattfindet, desto routinierter läuft der Wechsel allerdings ab.

Überforderung
Neben den zahlreichen positiven Aspekten, die die Jobrotation mit sich bringt, kann sie auch für Überforderung sorgen, denn neue Herausforderungen müssen erst einmal gemeistert werden. Etablieren Sie daher bereits zu Beginn eine offene Fehler- und Fragekultur, um mögliche Pannen schnell auszumerzen.

Fehlende Routine
Wird der Job zu häufig rotiert, haben Mitarbeitende kaum die Chance, sich tiefer in bestimmte Aufgaben einzudenken und Strategien zu entwickeln, wie sich diese einfach und schnell bewältigen lassen.

Fehlende Praktikabilität
Regeln sind Regeln. Und so gilt für bestimmte Berufsgruppen, dass diese nicht ohne Weiteres von anderen durchgeführt werden können. Zu den reglementierten Berufen zählen beispielsweise Hebammen, Eichmeister und Eichmeisterinnen oder Taxifahrer und Taxifahrerinnen.

Jobrotation – So gelingt Ihnen der Start


1)
Bevor es losgeht, sollten Sie alle Mitarbeitenden ins Boot holen. Erklären Sie, was genau Sie planen und nehmen Sie die Bedenken Ihrer Angestellten ernst. Es gibt sicher Punkte, die Ihnen vielleicht nicht bewusst sind.

2) Sprechen Sie ausserdem mit der Arbeitnehmervertretung, auch diese kann Ihnen bei der Umsetzung behilflich sein.

3) Sind besondere Formalitäten notwendig? Sollten Sie beispielsweise planen, Ihre Mitarbeitenden ins Ausland zu entsenden, müssen Sie sich um ein eventuelles Visum kümmern.

4) Ärmel hochkrempeln und los gehts? Lieber nicht! Planen Sie vorher konkret, welche Aufgaben für wie lange rotiert werden sollen und vergessen Sie nicht, den Verlauf zu dokumentieren.

Fazit

Obgleich das Etablieren einer neuen Arbeitsmethode wie der Jobrotation zunächst einen Mehraufwand bedeutet, kann dieser sich langfristig für Ihr Unternehmen auszahlen. Wer Mitarbeitende fördert, zeigt auch, dass er sie wertschätzt. Langfristig zahlt sich das aus. Auch die Glücksforschung weiss das. 2008 fanden Forscherinnen heraus, dass nicht Erfolg glücklich macht, sondern das Gegenteil der Fall ist: Glück führt zu Erfolg. Nutzen Sie also die Formel Abwechslung = Glück = Erfolg für sich und Ihr Unternehmen.

Haben Sie schon Erfahrungen mit dem Thema Jobrotation sammeln können? Oder haben Sie Bedenken, die Sie von dieser Arbeitsmethode abhalten?

Allen, die sich näher mit der Materie beschäftigen wollen, legen wir dieses PDF ans Herz: Perceptions of the impact of job rotation