Raum zur Entfaltung: Raumpsychologie für produktive Zeit am Arbeitsplatz

Team Content Creation, 02.12.2024

Werden Unternehmen ihre Mitarbeitenden wieder zurück ins Büro locken wollen, müssen sie ihnen Vorzüge bieten, die sie zuhause nicht haben können. Besonders die Tatsache, dass viele Arbeitnehmende in ihren eigenen vier Wänden meist Bedingungen ausgesetzt sind, die aufgrund von Unterbrechungen durch Familie oder einem ungeeigneten Arbeitsplatz dazu führen, dass sie sich nicht ausreichend konzentrieren können, kann sie dazu bewegen, ihrer Arbeit zukünftig überwiegend im Büro nachzugehen.

Eine Studie der mhplus Krankenkasse/SDK Süddeutsche Krankenversicherung aus dem Jahr 2020 zeigte, dass 57 % der Befragten angaben, im Homeoffice lieber kreativen Aufgaben nachzugehen. Auch planerische Aufgaben werden von 42 % im Homeoffice bevorzugt. Das kreative Denken fällt Arbeitnehmenden in ihren eigenen 4 Wänden deswegen leichter, da der Wohlfühlfaktor und die damit verbundene Freiheit besonders gut zur Förderung der kreativen Prozesse dienen. Unternehmen sollten sich also in ihrer Raumgestaltung danach ausrichten, dass sie Kreativität, Konzentration und das Wohlergehen der Mitarbeitenden während ihrer Arbeitszeit anregen, um die allgemeine Produktivität in der Organisation zu steigern.

In einer Metastudie des Frauenhofer-Instituts wurden wissenschaftliche Studien über die Wechselwirkung von Mensch und Büro in Zusammenhang mit raumpsychologischen Faktoren untersucht. Dafür wurden empirische Daten genutzt und die Folgen auf Leistung, Konzentration, Kreativität, Wohlbefinden und Stressreduktion erfasst.

Folgende einflussreiche Faktoren konnten für Raumpsychologie ermittelt werden:

Raum & Dichte

Bei der Auswertung der Daten konnte ermittelt werden, dass hohe Räume von ca. 3 m kreative Denkweisen begünstigen, wobei eine niedrigere Raumhöhe für erhöhte Konzentration bei konkreten und detailreichen Arbeiten sorgt. Geht es um die Dichte des Umfeldes, fand man heraus, dass ein Einfluss auf die Kommunikation und Arbeitsbelastung besteht. Bei hoher Dichte waren die Auswirkungen unkontrolliert, unangenehm und belastend, was wiederum zum Hemmen der Kommunikation führte. Geringe Dichte auf der anderen Seite ist Auslöser für Kommunikationsschwierigkeiten. Die Faktoren sollten immer im Zusammenhang mit der Tätigkeit und Situation betrachtet werden. Als passende Lösung sehen die Autoren bspw. Desk-Sharing. Dieses Modell ermöglicht eine exakte Dichteanpassung, da jeweils Raum für jeden Arbeitsplatz gewonnen und die Belegungsdichte digital gesteuert wird.

Licht & Farben

In Hinblick auf Stärke und Farbe des Lichtes wurden positive Auswirkungen auf die Kreativität beobachtet. Soll besonders kreative Arbeit gefördert werden, ist eine Lichtstärke zwischen 250 und 500 lx und eine warme Farbe zu empfehlen. Eine helle Decke würde den Raum auch optisch erhöhen, genauso wie helle Wandflächen. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass Wandfarben das Temperaturempfinden beeinflussen z. B. wird blaugrün als kälter oder orangerot als wärmer empfunden.

  • licht und farben blog zeit ag

Akustik

Mittlere Geräuschpegel können Prozessunstetigkeiten erzeugen. Gleichzeitig kann man von einer Erhöhung des abstrakten Denkens und der Kreativität ausgehen. Demgegenüber werden laute Geräusche als Kreativitätshemmer ermittelt. Dabei ist Lärm, vor allem der in Grossraumbüros, klarer Auslöser für Stress und damit verbundene negative gesundheitliche Konsequenzen. Hier könnten Unternehmen beispielsweise Hintergrundgeräusche wie Quellwasser, Instrumentalmusik o. Ä. nutzen, um diskontinuierlichen Geräuschkulissen entgegenzuwirken. Nicht nur die akustische Qualität des Raumes wird hierdurch gehoben, auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter kann gefördert werden. Zusätzlich wird Stress reduziert. Unternehmen sollten sich bei der Akustik ein wenig über Raumphysik informieren, um dadurch das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten rauszuholen.

Luft & Duft

Wenn es um Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität geht, kann man der Studie entnehmen, dass diese Aspekte positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden wirken. Jedoch haben die Analysen gezeigt, dass die Elemente eine sehr individuelle Wahrnehmung und Reaktion bei Menschen hervorrufen. Dies bildete sich deutlich in der Geschlechtsspezifikation ab: Bei Männern und Frauen wird Klima anders wahrgenommen. Die Auswertung der Studien deutete auf einen erheblichen Leistungsverlust bei zu warmem oder zu kaltem Raumklima und zu niedriger Luftfeuchtigkeit hin. Das Raumklima sollte demnach angenehm und regulierbar sein. Verschiedene Düfte können dazu noch verstärkend wirken: Pfefferminz für gute Laune und Leistung, Rosmarin für Kognitionen. Zitronenduft hilft dabei, die Rechtschreibung zu verbessern, wie auch die Konzentration.

Materialien

Die Natur hat eine heilende und harmonisierende Wirkung auf den Menschen. Dies sollten Unternehmen auch im Hinterkopf behalten, wenn es um die Bürogestaltung geht. Pflanzen, Landschaftspanorama, warmes Tageslicht oder sogar Poster mit Naturdarstellungen können ihre positive Wirkung auf die Arbeitnehmer am Arbeitsplatz entfalten. Besonders bei Pflanzen konnte nachweislich die Anregung der Kreativität und der Konzentrationsfähigkeit als auch eine Verminderung der Fehlzeiten beobachtet werden. Der Baustoff Holz hat in diesem Zusammenhang zahlreiche Vorteile und sollte von Unternehmen, wenn auch nur für Rückzugsräume, verwendet werden.


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